Geisternetze im Meer: eine unterschätzte Bedrohung
Als Angler und Naturliebhaber weißt Du, wie wichtig das Gleichgewicht in unseren Gewässern ist. Doch eine unsichtbare Gefahr lauert in den Tiefen der Ozeane und bedroht dieses fragile Gleichgewicht: Geisternetze. Diese verlorenen oder absichtlich entsorgten Fischernetze treiben unkontrolliert im Meer und richten verheerenden Schaden an. Sie fangen nicht nur weiterhin Fische, sondern sind auch eine tödliche Falle für Meereslebewesen und eine Gefahr für das Ökosystem.
Was sind Geisternetze?
Geisternetze sind herrenlose Fischernetze, die entweder versehentlich verloren gehen oder absichtlich im Meer entsorgt werden. Diese Netze bestehen häufig aus widerstandsfähigen Kunststoffen, die Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte überdauern können. Im Meer treiben sie unkontrolliert umher und verfangen sich an Riffen, Wracks oder treiben einfach durch die Strömungen.
Ein Geisternetz hört nicht auf zu fangen, nur weil es nicht mehr an einem Fischerboot hängt. Im Gegenteil: Es fischt weiter, ohne Rücksicht auf Art oder Größe der Meeresbewohner.
Diese Netze fangen nicht nur Fische, sondern auch Meeresschildkröten, Delfine, Seevögel und sogar Wale. Tiere verfangen sich in den Netzen, können nicht mehr auftauchen, um Luft zu holen, und verenden qualvoll. Besonders schlimm ist, dass die Tiere, die in diesen Netzen sterben, als Köder für weitere Tiere dienen, wodurch ein endloser Kreislauf des Todes entsteht.
Ökologischer Albtraum
Geisternetze schädigen nicht nur die Tierwelt, sondern auch die empfindlichen Ökosysteme der Meere. Korallenriffe, die ohnehin schon durch den Klimawandel und die Meeresverschmutzung bedroht sind, werden durch die Netze zusätzlich zerstört. Diese Riffe sind die Kinderstube und das Zuhause für zahlreiche Meeresbewohner. Wenn sie beschädigt oder zerstört werden, hat das weitreichende Folgen für die gesamte Unterwasserwelt. Laut einer Studie machen Geisternetze etwa 46 Prozent des Great Pacific Garbage Patch aus, was ihre erhebliche Rolle in der Meeresverschmutzung unterstreicht.
Auswirkungen auf den Menschen und die Fischerei
Auch Du als Angler spürst die Auswirkungen von Geisternetzen. Die Netze fangen nicht nur Fische, die Du möglicherweise eines Tages fangen möchtest, sondern zerstören auch die Lebensräume dieser Fische. Dadurch sinken die Bestände, und es wird schwieriger, gesunde und nachhaltige Fangquoten aufrechtzuerhalten. Zudem können die Netze Boote und Ausrüstung beschädigen, was zusätzliche Kosten und Gefahren für die Fischerei bedeutet.
Was kann getan werden?
Aufklärung und Bewusstsein: Es ist wichtig, dass Angler und Fischer über die Bedrohung durch Geisternetze informiert sind. Je mehr Menschen sich dieses Problems bewusst sind, desto mehr können wir gemeinsam dagegen unternehmen.
Verantwortungsvolle Fischerei: Achte darauf, Deine Ausrüstung sicher zu verstauen und regelmäßig zu überprüfen. Verlorene Netze sollten, wenn möglich, sofort geborgen werden.
Unterstützung von Bergungsaktionen: Es gibt weltweit Organisationen, die sich auf das Bergen von Geisternetzen spezialisiert haben. Deine Unterstützung, sei es durch Spenden oder aktive Mitarbeit, kann einen großen Unterschied machen.
Ein bemerkenswertes Beispiel ist das Olive Ridley Project, das in der Region des Indischen Ozeans tätig ist. Diese Organisation arbeitet daran, Geisternetze zu bergen, die Herkunft der Netze zu erforschen und das Bewusstsein für das Problem zu schärfen. Seit Beginn des Projekts wurden viele Netze entfernt und Daten gesammelt, um zukünftige Verluste zu verhindern.
Ein weiteres innovatives Projekt testet biologisch abbaubare Fischernetze in Zypern. Diese Netze sollen sich im Meer schneller zersetzen und somit das Problem der Geisternetze langfristig lösen. Erste Tests zeigen vielversprechende Ergebnisse und könnten ein wichtiger Schritt in Richtung nachhaltiger Fischerei sein.
Fazit: auch Dein Beitrag zählt
Als Angler trägst Du eine besondere Verantwortung für den Schutz unserer Meere. Geisternetze sind eine unterschätzte Bedrohung, die wir nur gemeinsam bewältigen können. Indem Du bewusst und nachhaltig handelst, trägst Du dazu bei, die Meeresökosysteme zu schützen und zu erhalten. Jeder kleine Schritt zählt, um die Schönheit und Vielfalt der Unterwasserwelt für kommende Generationen zu bewahren.
Die Herausforderungen sind groß, aber als Gemeinschaft von Anglern und Naturfreunden haben wir die Kraft und die Mittel, einen positiven Unterschied zu machen. Lass uns gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Meere wieder sicherer und lebensfreundlicher werden – für die Fische, die Meereslebewesen und für uns selbst.
Foto: Edrin Spahiu