Forelle landet auf Roter Liste: Ein Alarmzeichen für Deutschlands Süßwasserfische

Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin hat die Forelle (Salmo trutta) auf die Rote Liste der gefährdeten Arten gesetzt. Dies markiert das erste Mal seit 2009, dass diese Liste, die sich auf Süßwasserfische und Neunaugen in Deutschland konzentriert, aktualisiert wurde. Die Forelle, einst als nicht gefährdet eingestuft, wird jetzt in fünf Bundesländern, einschließlich Bayern und Baden-Württemberg, als rückläufig betrachtet.
Christian Wolter, Forschungsgruppenleiter am IGB und einer der Hauptautoren der Roten Liste, betont, dass trotz der Rückgänge der Wildbestände der Konsum von in Deutschland gezüchteten Forellen weiterhin empfohlen wird. Diese kommen hauptsächlich aus kleinen Teichwirtschaften und sind von hoher Qualität, im Gegensatz zu Forellen, die unter umweltschädlicheren Bedingungen in Südamerika gezüchtet und dann in Marokko geräuchert werden.
Das IGB stellt fest, dass nun mehr als die Hälfte der einheimischen Arten als gefährdet oder ausgestorben gilt. Insgesamt 38 Arten stehen jetzt auf der Liste der gefährdeten Arten, verglichen mit 22 im Jahr 2009. Dies deutet auf eine signifikante Verschlechterung der Situation der einheimischen Süßwasserfische und Neunaugen in den letzten vierzehn Jahren hin.
Die Gründe für diese bedenkliche Entwicklung sind vielfältig. Dazu zählen der Verlust von Lebensräumen durch Gewässerverbauung und -verschmutzung sowie der Klimawandel. Laut IGB fehlen oft essentielle Brutgebiete wie Altarme und flach überflutete Auen. Auch Barrieren wie Wehre und Dämme, die die Wanderwege der Fische unterbrechen, tragen zum Rückgang bei. Zudem verschärfen höhere Wassertemperaturen und verringerte Sauerstoffgehalte im Wasser, bedingt durch den Klimawandel, die Situation.
Trotz einiger Verbesserungen in der Qualität der europäischen Flüsse seit den 1950er und 1960er Jahren, betont das IGB, dass weitere Maßnahmen erforderlich sind, um die Situation zu verbessern. Nach Wolter sind die wichtigsten Gefährdungsursachen und geeignete Schutzmaßnahmen bereits lange bekannt. Doch oft würden andere Aspekte wie Hochwasserschutz, Schifffahrt und Energiegewinnung Vorrang haben, was zu Lasten der ökologischen Belange geht.
Der Bericht endet mit einem dringenden Aufruf an die Gesellschaft, den Erhalt der einheimischen Fischbestände und die Wiederherstellung ökologischer Systeme in Flüssen und Gewässern stärker zu priorisieren. Ohne entscheidende Schritte könnten viele Arten unwiederbringlich verloren gehen.
Hintergrund: was ist die Rote Liste?
Die Rote Liste des IGB ist ein essenzielles Instrument im Naturschutz, das darauf abzielt, den Erhaltungsstatus von Süßwasserorganismen wie Fischen und Neunaugen zu bewerten und zu dokumentieren. Als Teil des globalen Bemühens, biologische Vielfalt zu schützen, spielt diese spezifische Rote Liste eine kritische Rolle, indem sie wissenschaftlich fundierte Daten über die Populationen, die Verbreitung und die Bedrohungen der aquatischen Arten in Deutschland liefert.
Sie dient zudem als Richtschnur für die Umsetzung von Schutzmaßnahmen und als wichtiger Indikator für die Gesundheit der Binnenwasserökosysteme. Das Leibniz-Institut, anerkannt für seine Expertise in Gewässerökologie und Binnenfischerei, nutzt diese Liste, um auf die Dringlichkeit von Schutzmaßnahmen aufmerksam zu machen und um wirksame Strategien für den Erhalt der aquatischen Biodiversität zu entwickeln.
Hintergrund: die Forelle in Deutschland
Die Forelle ist in Deutschland eine sehr bekannte und beliebte Fischart, sowohl unter Anglern als auch bei Verbrauchern. Es gibt vor allem zwei Arten von Forellen, die in deutschen Gewässern vorkommen: die Bachforelle (Salmo trutta forma fario) und die Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss), wobei die Bachforelle die einheimische Art ist.
Bachforelle
- Verbreitung: Die Bachforelle ist in vielen Flüssen und Bächen Deutschlands heimisch. Sie bevorzugt kühle, sauerstoffreiche Gewässer mit einer gewissen Strömung.
- Lebensweise: Als Standfisch hält sie sich in der Regel ihr Leben lang in dem Gewässerabschnitt auf, in dem sie geschlüpft ist. Nur während der Laichzeit wandern Bachforellen stromaufwärts zu ihren Laichplätzen.
- Fortpflanzung: Die Laichzeit der Bachforelle liegt in der Regel im Herbst. Die Weibchen legen die Eier in selbstgegrabenen Gruben im Kies ab, wo diese dann von den Männchen befruchtet werden.
Regenbogenforelle
- Verbreitung: Ursprünglich aus Nordamerika stammend, wurde die Regenbogenforelle in vielen Ländern Europas, darunter auch in Deutschland, für die Aquakultur und zum Besatz in Gewässern eingeführt.
- Lebensweise: Sie ist weniger standorttreu als die Bachforelle und kann in einer Vielzahl von Gewässertypen leben, einschließlich Seen und langsam fließenden Flüssen.
- Fortpflanzung: Die Regenbogenforelle laicht im Frühjahr, und ihre Zucht erfolgt häufig in Teichwirtschaften.
Foto: Hunter Brumels